Weniger Werbung?
Registrier dich hier kostenlos als User von sauerlandfussball.de:
Registrierung
Gast
 
  [ Registrieren ]
Kontakt
Kontakt
Standort:  Startseite > News > FLVW Kreisstrukturreform: Ein paar Details
Samstag, 20. April 2024

FLVW Kreisstrukturreform: Ein paar Details

Welche Gründe gibt es für die Reform? Welche Argumente hat der FLVW?

17.10.2011 - 20:02 Uhr • micha • 11 Kommentare       

neue Kreisstruktur im FLVW? Das Sauerland wird neu aufgeteiltDie Ständige Konferenz des Fußball- und Leichtathletik Verbands Westfalen hat am Samstag, den 15. Oktober 2011 die Pläne für die anstehende Kreisstrukturreform vorgestellt. Der erste Grundsatz dieser Reform beinhaltet, dass man sich bei der neuen Struktur in Westfalen an den politischen Kreisgrenzen orientieren wird. In diesem Beitrag möchte ich den Plan einmal im Detail vorstellen und natürlich kann ich es mir nicht verkneifen, zu gewissen Details auch meine Kommentare ab zu geben. Wie ihr sicher schon gemerkt habt, bin ich zwar nicht komplett gegen die Reform, bin aber der Meinung, dass sie in der Form keine Lösungen für die angeblichen Probleme im Verband bietet. Und wir sprechen hier über Probleme, die sich der Verband durch jahrelange Untätigkeit selbst eingehandelt hat. Der Abschlusssatz der Sitzung am vergangenen Samstag lautete "Nicht das Neue muss zuerst hinterfragt werden, sondern das Gewohnte". Ich bin anderer Meinung.

Als Grundlage für die Reform dient der sogenannte FEP, der Fußball-Entwicklungs-Plan des Verbandes FLVW, aus dem Jahre 2010. Das Ziele dieses Plans sind:

  1. Anpassung an bestehende Strukturen
  2. Bündelung der Ressourcen
  3. Einsparungen
  4. Reaktionen auf den demographischen Wandel
Als Zeitfenster nennt der FEP das Jahr 2013. Bis dahin sollte die Reform durchgeführt werden.

Mit Punkt 1 ist in diesem Fall wohl die Anpassung der Kreisstrukturen an die politischen Kreise, aber auch die Anpassung an die schon durchgeführte bzw. anstehende Reform auf überkreislicher Ebene gemeint (FEP Teil 1). Diese beinhaltete auch die Reduzierung der Zahl der Bezirksligen im Verband von 15 auf 12. Das macht auch eine Reduzierung der Zahl der A-Kreisligen erforderlich, um jeden Meister einer A-Liga auch den Aufstieg zu ermöglichen.

Punkt 2 und 3 beziehen sich wohl auf das Personal und die Kosten. Die beiden Themen werden wir noch näher beleuchten.

Punkt 4 ist ein sehr wichtiger Punkt. Der demographische Wandel ist in der Tat ein großer Feind des Amateurfußballs in ganz Deutschland. Die hohe Abnahme an jungen Menschen im Land wird ein großes Mannschaft- und Vereinssterben zur Folge haben. Die immer schlechter werdende Förderung der (Sport-) Vereine durch die Städte und Gemeinden tut ihr übriges dazu. An dieser Stelle besteht wirklich ein erhöhter Handlungsbedarf. Es stellt sich jedoch die Frage, ob man hier nicht in der bestehenden Struktur auf Kreisebene reagieren kann um die nötigen Vorraussetzungen für die laufenden Veränderungen zu schaffen. Die Notwendigkeit der Strukturreform in der vorliegenden Form, erschließt sich für mich nicht.

Die Ausgangslage im FLVW ist so, dass es bisher 33 Kreise gibt. Dazu veröffentlichte der FLVW am vergangenen Samstag folgende Grafik:

Grafik des FLVW

Wie man sieht, wird in dieser Grafik großen Wert auf die Kosten gelegt. Es wird jedoch nicht erwähnt, wie sich diese Kosten zusammen setzen oder wie genau sie entstehen. Es wird auch nicht gesagt, ob die Kosten durch die Abgaben der Vereine und Kreise gedeckt werden oder nicht. Man sieht einige Markierungen, die wohl auf besonders "teure" und besondern "günstige" Kreise hinweisen sollen. Eigentlich sieht man an dieser Stelle nicht, wo genau das Problem eigentlich liegt und warum die Reform wegen dieser Tabelle notwendig ist. Für mich ist es eine Milchmädchenrechnung, einfach die Zahl der wegfallenden Kreise mal den Schnitt der Kosten pro Kreis zu nehmen und daraus die Ersparnis zu berechnen.

Der Plan beinhaltet dann im Folgenden mögliche Lösungen für das "Problem" und stellt diese in folgender Tabelle dar:

Null-Lösung

Mikro-Lösung

Mini-Lösung

Mittellösung

optimierte Mittellösung

große Lösung

keine Veränderungen gegenüber dem Status quo

nur Grenzbereinigungen: "Fremdvereine" zurück in Zugehörigkeitskreis

Anpassung an kommunale Kreisgrenzen ohne Einbeziehung der kreisfreien Stätte

Anpassung an die kommunalen Strukturen unter Einbeziehung der kreisfreien Stätte

Anpassung an die kommunalen Strukturen unter Einbeziehung der kreisfreien Stätte, aber keine Aufsplittung zur Erhaltung vorgesehener Kreis

Anpassung an die Zielvorgabe im FEP (22 Kreise) auf der Grundlage des Entwurfs des Sauerlandfußballs

33 Kreise wie bisher

33 Kreise wie bisher







21 - 24 Kreise

22 Kreise

Nachteil: alles bleibt wie es war; FEP im wichtigsten Teil Makulatur

s. links

Problem: auch Zerschlagung bestehender Kreise möglich

wie Mini-Lösung (s. links)




Problem: keine Berücksichtigung kreisspezifischer

Interessen










Besonderheit HSK

mögl. Lösung: Vertikalschnitt durch den Kreis; Anbindung an kommunale Struktur würde aber gewahrt

Problem: nicht unbedingt Anbindung an die kommunalen Strukturen













Vorteil: bis auf HSK würde kein funktionierender Kreis bestraft


























Hierbei möchte ich eure Aufmerksamkeit vor allem auf die "große Lösung" lenken, die offensichtlich aus einem Artikel hier bei sauerlandfussball.de entnommen wurde, welchen der User Babi vor fast einem Jahr verfasst hat (>> Klick <<).

Entschieden hat man sich dann offensichtlich für die einfachste, die Mittellösung, wobei aber dann von einer Aufsplittung des HSK nicht mehr die Rede ist (was nicht heißt, dass es nicht gemacht wird). Daraus entstehen dann die 26 neuen Kreise die aus den 18 politischen Kreisen und 8 kreisfreien Städten gebildet werden.

die neue Kreisstruktur im FLVW - größter Kreis ist der HSK

In konkreten Zahlen ergibt sich daraus folgendes:

1. Übersicht - Kreise nach Größe:

Hochsauerlandkreis


270.000


1958,8
Steinfurt


444.000


1791,3
Borken

369.000


1418,8
Soest

305.000


1327
Warendorf

279.000


1316,8
Lippe

353.000


1246,4
Paderborn


299.000


1245,3
Höxter


148.000


1200
Minden-Lübbecke


316.000


1152
Siegen-Wittgenstein


284.000


1131,6
Coesfeld


220.000


1110,1
Märkischer Kreis

434.000


1059
Gütersloh


353.000


967,2
Recklinghausen


633.000


760,4
Olpe


140.000


710
Unna


414.000


542,6
Herford


250.000


450
Ennepe-Ruhr-Kreis


334.000


408,3
Münster (Stadt)


276.000


302,92
Dortmund (Stadt)


581.000


280,3
Bielefeld (Stadt)


323.000


257,8
Hamm (Stadt)


181.000


226,3
Hagen (Stadt)


190.000


160,4
Bochum (Stadt)


376.000


145,4
Gelsenkirchen (Stadt)



260.000


104,84
Herne (Stadt)


166.000


51,4

2. Ãœbersicht - Kreise nach Vereinen und Mannschaften:










Mannschaften WL - KL D




Kreis

Nummer

Vereine

Mannschaften

davon aus den Kreisen

Bielefeld

1

45

88

Kr. 5: 88

Bochum

2

69

151

Kr. 6: 151

Borken

3

50

141

Kr. 1: 93; Kr. 27: 48

Coesfeld

4

34

96

Kr. 1: 57; Kr. 21: 31; Kr. 24: 8

Dortmund

5

95

196

Kr. 11: 193; Kr. 17: 3

Ennepe-Ruhr-Kreis

6

49

110

Kr. 13: 62; Kr. 6: 48

Gelsenkirchen

7

50

105

Kr. 12: 95; Bottrop: 8; Essen 2

Gütersloh

8

65

138

Kr. 34: 96; Kr. 5: 32; Kr. 26: 6; Kr. 4: 2; Kr. 24: 2

Hagen

9

43

78

Kr. 13: 78

Hamm

10

18

55

Kr. 32: 55

Herford

11

48

106

Kr. 14: 106

Herne

12

37

73

Kr. 15: 73

Hochsauerlandkreis

13

98

171

Kr. 3: 56; Kr. 7: 59; Kr. 22: 52; Kr. 8: 2; Kr. 33: 2

Höxter

14

73

120

Kr. 16: 69; Kr. 33: 47; Holzminden: 2; Waldeck-Fr.: 2

Lippe

15

88

183

Kr. 18: 92; Kr. 10: 87; Kr. 5: 4

Märkischer Kreis

16

79

159

Kr. 17: 74; Kr. 2: 69; Kr. 3: 14; Kr. 25: 2

Minden-Lübbecke

17

69

164

Kr. 23: 89; Kr. 20: 75

Münster

18

36

83

Kr. 24: 83

Olpe

19

59

115

Kr. 25: 115

Paderborn

20

68

137

Kr. 26: 75; Kr. 8: 62

Recklinghausen

21

97

216

Kr. 127: 157; Kr. 15: 33; Kr. 12: 24; Kr. 1: 2; ,Wesel: 4

Siegen-Wittgenstein

22

79

156

Kr. 28: 154; Altenkirchen: 2

Soest

23

85

160

Kr. 19: 82; kr. 29: 69; Kr. 4: 4; Kr. 8: 3; Kr. 3: 2

Steinfurt

24

69

190

Kr. 31: 90; Kr. 30: 86; Kr. 24: 12; Kr. 1: 2

Unna

25

60

142

Kr. 32: 85: Kr. 11: 25; kr. 21: 20; Kr. 17: 12

Warendorf

26

45

99

Kr. 4: 51; Kr. 24: 46; Kr. 34: 2


Es fällt auf, dass der Kreis HSK, sowohl nach der Fläche, als auch nach der Zahl der Vereine, der größte Kreis nach der neuen Einteilung sein wird. Der Plan sieht für den HSK vor, dass es 2 A-Kreisligen geben wird, wobei der Kreis dann in Ost und West geteilt werden soll. Die Teilung soll mehr oder weniger mitten durch den Kreis Meschede erfolgen. Außerdem gibt es dann im Sauerland noch den Kreis MK (bisher weitesgehend die Kreise Lüdenscheid und Iserlohn), den Kreis Soest (bisher Soest und Lippstadt) und den Kreis Olpe, der bleibt, wie er ist. Einzelne Vereine sollen einen Antrag auf Verbleib in einer bestehenden Struktur stellen können, um Härtefälle zu vermeiden.

Der Verband weist darauf hin, dass nach dem Beschluss der Strukturreform auf Kreisebene weitere Fusionen von Kreisen genehmigt werden können, ein Antrag auf Teilung von Kreisen ist jedoch komplett ausgeschlossen. Hier stellt sich die Frage, ob bspw. im Falle des HSK-Kreises, noch Hoffnung besteht, dass es zwei HSK Kreise geben könnte (das wäre wohl die bevorzugte Lösung der Kreisverantwortlichen und evtl. auch die sinnvollste Lösung). Der Beschluss ist noch nicht gefasst, sodass hier noch leise Hoffnung bestehen könnte. Ich persönlich glaube aber nicht, dass an den Plänen noch etwas geändert wird.

Kommen wir zu den Gründen für die Reform, welche vom FLVW am Samstag genannt wurden:

  1. Analoge Grenzen erleichtern die Zusammenarbeit mit den Sportpartnern auf kommunaler Ebene
  2. analoge Strukturen (Fußballkreise = Kreissportbund bzw. Stadtsportbund) machen "Verbundsystem" erst sinnvoll, führen zu besserer sportpolitischer Vertretung, schaffen Synergieffekte
  3. Kreisfusionen verbessern die Qualität im Ehrenamt (breitere Basisfür die Spitze; Hauptamtlichkeit etc.)
  4. Kreisfusionen führen zu Einsparungen (Ausgaben, Investitionskosten)
Im Folgenden möchte ich kurz auf die Gründe eingehen. Vorweg möchte ich sagen, dass der Verband nur bei den Punkten 1 und 2 (die ich in einem Grund zusammenfassen würde) genauer darauf eingeht, was konrekt verbessert wird, wenn die Kreise fusionieren. Die Vorteile liegen hier auch eigentlich auf der Hand, mir ist aber auch nicht bekannt, dass es in diesen Bereichen in den letzten Jahren riesige Probleme in der Zusammenarbeit gab. In der Hinsicht bin ich aber etwas auf eure Unterstützung angewiese. Kann jemand von euch konkrete Beispiele nennen, in denen es große Probleme in der Zusammenarbeit zwischen Sportkreisen und politschen Verbänden gab?

Zum Punkt 3 habe ich meine ganz eigene Meinung, die zum großen Teil durch Aussagen von vielen mir bekannten Ehrenämtlern gestützt wird. Ich glaube, dass man hier davon ausgeht, dass nur die "guten" Ehrenämtler in den neuen Kreisen Ämter übernehmen werden. Aber wer sagt, dass es nicht genau umgekehrt ist? Viele der Funktionäre in den Kreisen haben schon vor dem vergangenen Samstag gesagt, dass sie, wenn die Reform in dieser Form kommt, mit Beginn der Reform ihr Ehrenamt aufgeben werden, da sie sich mit den neuen Kreisstrukturen nicht anfreunden bzw. identifizieren können und manche auch die anstehende Arbeit scheuen. Ich behaupte sogar, dass in vielen Kreisen hauptsächlich die Machtbesessenen Vertreter ihrer Art übrig bleiben (Stichwort: Hauptamtlichkeit) werden und durch die fehlende Identifikation ein gewisses Maß an Einsatz für den Sport verloren gehen wird.

Kommen wir zu Punkt 4. Zunächst klingt es mal logisch, dass weniger Kreise auch weniger Kosten verursachen. Vielleicht glaubt man  deshalb auch, dass man auf eine detaillierte Aufstellung verzichten kann, welche Einsparungen durch die Reform erwartet werden (wie erwähnt traue ich der angegebenen Berechnung nicht). Ich glaube sogar, dass niemand genau weiß, ob es wirklich Geld spart, die Kreise zu reduzieren. Zu Beginn wird es für die Kreise sogar erst einmal gehörige Mehrkosten geben. Ich denke da an Dinge, wie Homepages, die neu angelegt werden müssen, neue Briefköpfe, Schilder, Logos, ggf. müssen neue, zentralere Geschäftsstellen eingerichtet werden und viele weitere Anschaffungen und Kostenfaktoren. Ich hätte mir hier eine konrekte und detaillierte Aufstellung gewünscht, die alle Kosten und möglichen Einsparungen der Reform gegeneinander aufrechnet. Ich glaube jedoch, dass man in der Arbeitsgruppe gar nicht so tief in das Thema eingedrungen ist und hier einfach die Logik aufstellt: weniger Kreise = weniger Kosten ohne das auch nur ansatzweise belegen zu können.

Für mich bleibt am Ende die große Frage, ob eine Reform von diesem Ausmaß tatsächlich notwendig ist. Aus den vorliegenden Daten erschließt sich mir nicht, warum man sich bei der Kreissturkturreform strikt an die Kreisgrenzen halten muss und teilweise sehr gut funktionierende Strukturen auseinander reißt. Ich bin der Meinung, dass man, konkret im Fall des HSK, flexibler hätte sein können. Ich stelle damit nicht die Notwendigkeit einer Reform in Frage, aber ich behaupte, dass man es sich mit dieser Art Reform zu leicht macht und ich kritisiere scharf, dass man die Gründe nicht ausreichend mit Daten unterfüttert hat. An dieser Stelle hätte ich mir mehr Details gewünscht, die jedoch vermutlich niemand kennt. Auch die Rolle der Presse gefällt mir bei dieser Sache nicht. Ich habe noch keinen Artikel gefunden, der diese Sache wirklich kritisch beleuchtet und sich im Detail mit der Reform auseinander setzt. Auch die Verantwortlichen der Kreise haben offenbar nicht den Mut gehabt, sich wirklich gegen eine solche Reform zu stellen, obwohl sie das, laut meinen Informationen, eigentlich vor hatten. Für mich bleiben zu viele Fragen offen und ich bin gespannt, ob sich bis zum Verbandstag, der bis Mai 2012 stattfinden soll, noch Änderungen ergeben und ob die Reform so beschlossen wird, wie sie hier vorliegt.

Die vollständige Power Point Präsentation der Konferenz habe ich hier zum Download bereit gestellt: >> Klick <<





 
 

Seitenaufbau in 2.693227 Sekunden