Weniger Werbung?
Registrier dich hier kostenlos als User von sauerlandfussball.de:
Registrierung
Gast
 
  [ Registrieren ]
Kontakt
Kontakt
Standort:  Startseite > News > FEP Teil 1: Die Reform der überkreislichen Spielklassen
Donnerstag, 25. April 2024

FEP Teil 1: Die Reform der überkreislichen Spielklassen

Eine Untersuchung der im Fußballentwicklungsplan genannten Vorschläge

23.11.2010 - 21:45 Uhr • Babi • 16 Kommentare       

Fußballentwicklungsplan - FLVWMit einer kleinen Beitragsreihe (insgesamt sind vier Teile vorgesehen) sollen die Vorschläge bezüglich der geplanten Strukturreformen, die im Fußballentwicklungsplan (abgekürzt: FEP) des FLVW genannt werden, einer  Betrachtung unterzogen werden. In diesem ersten Teil geht es um die Reform der überkreislichen Spielklassen. Diese Untersuchung erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit; Hinweise und weitere Meinungen sind ausdrücklich erwünscht. Für den vollständigen Beitrag klickt bitte auf Weiterlesen.

Der Verband macht Ernst! So könnte auch die Überschrift lauten, denn die vom FLVW eingesetzte 7-köpfige "Arbeitsgruppe Fußballentwicklungsplan", welche auf dem diesjährigen Verbandstag ebendiesen Fußballentwicklungsplan (FEP) vorlegte und auch von der Mehrheit der Delegierten die Zustimmung bekam, ihre Arbeit fortzusetzen, hat darin - besonders auf die Anzahl der Ligen und Kreise bezogen -  Vorschläge unterbreitet, die die tiefgreifendste Reform für den Fußball in Westfalen seit über 60 Jahren bedeuten, sofern diese umgesetzt werden. Der FEP kann im Original beim FLVW heruntergeladen werden (>>Klick<<), zum besseren Verständnis der folgenden Ausführungen ist es auch zu empfehlen.

Wirft man einen Blick zurück in die Geschichte, so ist festzustellen, dass die Spielklassen, die in diesem Beitrag behandelt werden sollen, die Westfalenligen (WL, bis 2008 und auch im folgenden Verbandsligen [VL] genannt), die Landesligen (LL) und die Bezirksligen (BL) in der heutigen Form unverändert seit den 50er Jahren existieren: 1952 wurden die 5 LL eingeführt, 1956 installierte der Verband darüber die beiden VL, und 1958 wurden die 15 BL (damals noch Bezirksklassen genannt) eingerichtet (zuvor hatte es teilweise im jährlichen Wechsel eine unterschiedliche Anzahl an BL gegeben). Als Mitte der 70er Jahre die Einführung einer Oberliga Westfalen (Einrichtung 1978) oberhalb der beiden VL beschlossen wurde, gab es die ersten zaghaften Reformbestrebungen des Verbandes, denn schon damals existierte ein Vorschlag zur Reduzierung der überkreislichen Spielklassen (4 statt 5 LL, 12 statt 15 BL). Dieser wurde allerdings [die Gründe sind dem Verfasser nicht bekannt] wieder verworfen. Vor wenigen Jahren (ca. 2007), als zum ersten Mal seit langer Zeit wieder von einer Reform gesprochen wurde, tauchte ebenjener Vorschlag erneut auf (um dann allerdings wieder keine Berücksichtigung zu finden).

 

Denn der nun im FEP genannte Vorschlag sieht folgende Einteilung vor: 1 VL, 6 LL, 12 BL. Dabei fällt sofort die "schlechte" Verzahnung der VL zur LL auf: Nur noch einer Verbandsliga sollen demnach 6 Landesligen unterstellt werden. Ein direkter Aufstieg aus der LL ist somit (außer, die VL hat eine entsprechende Größe, was wegen der gewünschten Entscheidungsspiele nicht anzunehmen ist [s.u.]) nicht mehr gegeben. Der Verband plant also entweder die Durch- und Wiedereinführung von Entscheidungsspielen (dies ist als Kernziel des FLVW im FEP [auf Seite 22] genannt) oder vielleicht sogar die Einführung einer Lizenzvergabe bereits für die Verbandsliga und rechnet bei letzterem damit, dass sich erst gar nicht alle Meister der LL für die VL "bewerben" werden. Folgende Passage aus dem FEP (Seite 21) verdeutlicht den Wunsch nach einer VL sowie zukünftigen Entscheidungsspielen:


- Anzeige -


"In den zwei Staffeln der Westfalenliga tummelt sich zu viel Mittelmaß, um den selbstbewussten Anspruch erheben zu können, die "Spitzenklasse" in unserem Verband zu sein. Darüber hinaus stehen manche Vereine mangels Erfolg und einer sicheren finanziellen Basis immer mit einem Fuß "im Aus". Der Anspruch, dass von der Kreisliga an jeder Meister einer Staffel aufsteigen muss, wird weder dem Leistungsgedanken gerecht noch der Konkurrenzfähigkeit der Mannschaften. Eine Spielklasse höher sind die Ergebnisse dann oft zu besichtigen."

Leider führt die Arbeitsgruppe (AG) die im obigen Absatz genannten Argumente nicht weiter aus. Denn welche Kriterien für die AG maßgebend sind, wo das Mittelmaß in den VL beginnt, ist nicht bekannt (und es ist natürlich logisch, dass sich in zwei VL mehr [vermutlich genau doppelt soviel] "Mittelmaß" befindet als in einer). "Erfolg" ist jedenfalls relativ, denn gerade für kleinere Vereine kann das Halten in einer höheren Liga - selbst auf unteren Plätzen - durchaus mehr wert sein als ein unbedingtes Mitspielen um den Aufstieg. Zweifelsohne ist die finanzielle Basis bei manchem Verein eher schwach, besonders dort, wo Vereine nur über einzelne Gönner verfügen. Der Verband trägt allerdings durch ständig steigende Abgaben und Anforderungen selbst dazu bei, diese Basis zu verringern.

Einen deutlichen Hinweis, dass nach der Reform nicht mehr jeder Meister automatisch aufsteigen und es wohl vermehrt zu Entscheidungsspielen kommen wird, gibt der nächste Satz, deren Begründung ist jedoch nicht nachvollziehbar. Denn natürlich wird es dem Leistungsgedanken gerecht, wenn der Meister mit dem Aufstieg belohnt wird (er hat sich schließlich als Bester herauskristallisiert). Und dass es den Aufsteigern an Konkurrenzfähigkeit mangelt, was anhand der Ergebnisse dann "oft" zu besichtigen sein soll, wird durch die [dem Verfasser] vorliegenden Daten widerlegt:

 

  • in der Oberliga (Zahlen von 1978-2010) stiegen von insgesamt 89 Neulingen genau 14 im ersten Jahr wieder ab (ca. 16%); selbst wenn man die beiden Jahre der NRW-Liga (ab 2008) herausnimmt, also nur die Oberliga Westfalen betrachtet, waren es von 81 Neulingen gerade mal 13 direkte Absteiger (ebenfalls ca. 16%)
  • in den 2 Verbandsligen (Zahlen von 1956-2010) mussten von insgesamt 300 Neulingen 55 die VL direkt wieder verlassen; dies entspricht ca. 18%
  • in den 5 Landesligen (Zahlen von 1956-2010) stiegen von insgesamt 841 Neulingen 188 direkt wieder ab, hier beträgt die Quote ca. 22%


Diese Daten (eine vollständige Fehlerfreiheit kann leider nicht gewährleistet werden) belegen, dass Neulinge sehr wohl in der höheren Liga mitspielen können, immerhin halten im Durchschnitt ca. 80% von ihnen im ersten Jahr die Klasse. Zugegebenermaßen wird im FEP nur erwähnt, dass die "Ergebnisse" die mangelnde Konkurrenzfähigkeit belegen, jedoch welch besseres "Ergebnis" als den Nichtabstieg kann es für einen Neuling geben?

Während also die Verzahnung zwischen VL (1) und LL (6) eher schlecht ist bzw. mehr den Vorstellungen des Verbandes bzw. der AG als denen der Vereine entspricht, ist jene zwischen den LL (6) und den BL (12) ohne weiteres vertretbar, da bei zwei Absteigern je LL jeder Meister der BL aufsteigen könnte; theoretisch sind sogar (bei 3 Absteigern je LL) Entscheidungsspiele zwischen den Zweiten der BL denkbar, dies läuft aber den Vorstellungen im FEP zuwider (Stichwort: kein automatisches Aufstiegsrecht mehr für die Meister, weshalb also für die Zweiten).

Fazit: Der jetzige Vorschlag (1 VL, 6 LL, 12 BL) wirkt besonders wegen der vorgesehenen einzelnen VL unausgegoren. Westfalen ist groß (mit 21.432 km² fast doppelt soviel wie der Niederrhein [5291 km²] und der Mittelrhein [7365 km²] zusammen, die über jeweils eine VL verfügen [die Größenangaben entsprechen zwar den Regierungsbezirken, diese dürften den Fußballverbänden aber weitgehend entsprechen]), sodass eine Zusammenlegung der 2 VL zu erheblich längeren Wegen und weniger Regionalisierung führen würde (die Gegenteile werden als Auswirkung des Kernziels Spielklassenreform [Seite 22] genannt). Die ebenfalls aufgeführte Auswirkung, die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen, ist natürlich wünschenswert und sinnvoll. Zu mehr Derbys, was als weitere Auswirkung dieser Reform genannt wird, führt eine Verringerung der Ligen, wie es bei den VL und den BL vorgesehen ist, allerdings nicht, dies würde nur auf die LL zutreffen. Der "alte" Vorschlag (2 VL, 4 LL, 12 BL) erscheint da doch besser, vor allem wegen der sinnvollen Verzahnung der Ligen (je VL 2 LL, je LL 3 BL).

Da im FEP unter den Kernzielen des FLVW eine "kurzfristige" Umsetzung der Spielklassenreform geplant ist, ist sie wohl nicht mehr allzu fern (als Richtwert dient wohl die im Oktober 2010 auf dem DFB-Bundestag beschlossene Reform der viertklassigen Regionalligen, deren Anzahl ab 2012 von 3 auf 5 erweitert werden wird und in der eine eigene "Regionalliga West" [für NRW] vorgesehen ist, die die erst 2008 eingeführte fünftklassige NRW-Liga damit obsolet erscheinen lässt). Und bereits morgen, am 24. November 2010, wird es in Kaiserau das erste Treffen zwischen der AG und den Vereinen der NRW-Liga sowie den Westfalenligen geben. Dem Verfasser bleibt nur zu hoffen, dass es tatsächlich nicht nur zu einer Diskussion mit den Vereinen kommen wird, sondern auch deren Vorschläge und Meinungen anschließend mit berücksichtigt werden.

Wie oben schon erwähnt sind weitere Meinungen sehr erwünscht. Soll die Spielklassenreform in der angedachten Weise auf den Weg gebracht werden oder gibt es noch andere hier nicht erwähnte Varianten? Welche Vor- und Nachteile werden sich aus der geplanten Reform ergeben?

 


- Anzeige -

 





 
 

Seitenaufbau in 0.950825 Sekunden